Herr Hoffmann steht hinter seiner Theke. Es ist Februar. Rosenmontag. Für Herrn Hoffmann ist Karneval einer der umsatzstärksten Tage. Aber nicht in diesem Jahr. In diesem Jahr ist Corona und Schnee. Lockdown und Flockdown sagen sie im Radio. „Die sind ja lustig“, sagt Herr Hoffmann und guckt raus (er findet es gar nicht lustig). Keine Narren, keine Schnapsdrossel, keine verkleideten Immobilienmakler, die einmal im Jahr zum Lachen aus dem Keller kommen, keine Schüler, denen er Alkohol und lose Zigaretten verkaufen kann, keine Horden Betrunkener, die seine Biervorräte aufkaufen, ihm die Weinpullen aus dem Regal reißen. Niemand. „Stille Nacht. Heilige Nacht,“ singt Herr Hoffmann und lächelt einsam in sein Büdchen rein.

Das Türglöckchen läutet. Es ist Lukas. „Hallo, Herr Hoffmann“, grüßt der Student. „Lukas“, sagt Herr Hoffmann kurz angebunden und greift hinter sich nach den Zigaretten. „Und schön am Karneval feiern?“, fragt Lukas und holt eine rote Pappnase aus seinem Jutebeutel und lacht. „Du solltest mal lieber einen Mundschutz statt deine rote Nase aufsetzen“, sagt Herr Hoffmann. „Wir sind doch ein Haushalt,“ Lukas grinst immer noch. Er setzt sich die Nase auf. „Das wüsste ich aber“, erwidert Herr Hoffmann. „Ich will hier kein Ärger haben, Lukas. Maske.“ Herr Hoffmann guckt ärgerlich. Das Türglöckchen läutet erneut. Zwei Männer in Uniform betreten den Kiosk. „Ordnungsamt. Warum werden hier keine Masken getragen?“ Da haben wir den Salat, denkt Herr Hoffmann und guckt sauer zu Lukas. Der Student grinst immer noch doof. Herr Hoffmann versucht sich zu rechtfertigen, aber einer der Männer hebt seine Hand, als Zeichen das Herr Hoffmann schweigen soll. „Schweigen Sie.“ Dann lachen die Beiden. „Verarscht“, schreit der Eine und auch der andere ist ganz aus dem Häuschen, dass Herr Hoffmann auf ihren Streich reingefallen ist. „Nächstes Jahr muss ich das wieder den ganzen Tag ertragen“, flüstert Herr Hoffmann. Lukas und die beiden Idioten verlassen den Kiosk. Noch einmal läutet beim Rausgehen das Türglöckchen, Dann ist es still. „Stille Nacht, heilige Nacht“, singt Herr Hoffman und empfindet auf einmal Flock- und Lockdown als große Wohltat.