Herr Hoffmann steht hinter seiner Theke. Er sortiert einen Karton Zigaretten in das Regal. Lukas redet auf ihn ein. Seit Herr Hoffman Lukas erzählt hat, was man mit so einem Büdchen verdient, macht sich Lukas Gedanken, also Sorgen. Die letzten Male ist er immer mit neuen Ideen um die Ecke, also in den Kiosk gekommen. Herr Hoffmann ist das unangenehm. Er sagt aber nichts. Herr Hoffmann sagt nie viel.

„Herr Hoffmann. Cornern“, erzählt Lukas und nimmt einen Schluck auf seiner Bierflasche. „Das ist das Gleiche, was ich hier mache: Rumstehen, Bier trinken, quatschen“, Lukas zeigt auf seine Bierflasche. „Nur mit mehr Leuten und vor deinem Laden. Mancher Kiosk hat sich letzten Sommer dumm und duselig verdient.“

„Durch Cornern?“ Herr Hoffmann hat auch schon vom „Cornern“ in den Großstädten gelesen. Aber eben in den Großstädten.

„Bämm.“ Lukas macht mit seiner freien Hand eine Pistole und tut so, als ob er schießt. Herr Hoffmann denkt manchmal, dass Lukas etwas dumm ist. Da kann Herr Hoffmann auch nichts dafür, dass er das denkt.

„Cornern. Ja, mal schauen.“ Eigentlich mag es Herr Hoffmann, wenn es ruhig bleibt. Der ganze Bürgersteig voller junger, alkoholisierter Paarungsbereiter erschreckt ihn. Oft markieren sie auch noch betrunken ihr Revier. Ein anderer Kiosk Betreiber erzählte, dass sie ihm sogar einen richtigen Haufen vors Büdchen gemacht hätten.

Herr Hoffmann muss an eine Tierdoku im ZDF denken, die er letzte Woche gesehen hat. Der Rothirsch kämpft mit seinen paarungsbereiten Konkurrenten um die Macht auf dem Platz. Das ist der Höhepunkt des Rotwild Jahres. Am Ende kann es nur einen geben. Einen Platzhirsch. Das ist wie Cornern im Wald, denkt Herr Hoffmann. Und widmet sich wieder seinen Zigaretten.