Herr Hoffmann steht hinter seiner Theke. „Draußen schreien sie wieder“, sagt er, guckt nachdenklich aus dem Fenster. An der Ampel schreit die Oma, auf dem Fahrradweg der Mountain-Biker, auf der Straße der Autofahrer. Überall. Alle verlangen nur ihr Recht, aber das sofort. Ob auf dem Gehweh die Kinderwagen-Schieber, im Supermarkt die Einkaufsschlangen-Steher oder im Baumarkt an der Säge. „Überall schreien sie und in der Stadt sogar alle gleichzeitig“, denkt Herr Hoffmann, schüttelt sorgenvoll sein Haupt. Größere Verbände abgestorbener Hautzellen fallen auf die Theke, aber vor allem wie Schuppen von seinen Augen. Ja, er bekommt es da draußen langsam mit der Angst zu tun. Früher war nicht alles besser, aber weniger Geschrei. „Ach früher“, flüstert Herr Hoffmann, der sich eigentlich nur noch hinter seiner Theke und zu Hause, also hinter seiner Theke sicher fühlt.

Das Türglöckchen läutet, herein kommt – was wohl? – Geschrei.

Eine Frau, ein Kind und ein ungarischer Schäferhund betreten den Kiosk. Sie am Schimpfen, das Kind am Weinen, der Hund am Bellen. Dazwischen wird eine Stange Marlboro, ein Schokoriegel und die neue „Landlust“ gekauft. Herr Hoffmann schweigt. Er schweigt und versucht ruhig zu bleiben. Gleich sind sie weg, gleich sind sie weg, sagt dort eine Stimme in seinem Kopf und er nickt und schweigt. Die Frau guckt ihn kurz an, fragt, ob alles in Ordnung bei ihm ist. „Sie atmen so komisch“, sagt sie. Er nickt, er schweigt, sie gehen, er atmet auf. „Draußen schreien sie wieder“, sagt er, guckt nachdenklich auf die Straße vor seinem Laden. Und er schweigt.