Herr Maaßen ist gestern vorzeitig pensioniert worden. Mein AOK Gesundheitsmagazin warnte schon vor längerer Zeit, dass viele Frührentner oder frühpensionierte Schwierigkeiten haben, die neue Freizeit sinnvoll zu füllen. Sie fangen an zu trinken, sitzen den ganzen Tag vor der Glotze und tyrannisieren ihre Mitmenschen. Ich weiß, wovon ich rede. Mein Vater war auch Frührentner. Doch er konnte nie den lieben Gott einen gut Mann sein lassen. Das sagte er immer: Ich kann doch nicht den lieben Gott einen gut Mann sein lassen und dann zog er seine grünen Gummistiefel an und mähte bei den Nachbarn für ein paar Mark den Rasen oder Schnitt ihre Hecke. Nachbarschaftshilfe ist das, hat mein Vater mir erklärt, wenn ich fragte und auch wenn ich nicht fragte, hat er es mir erklärt. Er war eben auch ein bißchen stolz darauf. Meine Mutter nicht. Sie sagte, ich darf das nicht in der Schule erzählen, dass der Papa Nachbarschaftshilfe macht und ich versprach es.

Herr Maaßen kann jetzt auch Nachbarschaftshilfe machen. Als alter Geheimdienstler weiß er auch genau, was man weiter erzählen darf und was nicht. Herr Maaßen hat schon angekündigt, dass er ein wenig Nachbarschaftshilfe machen möchte. Natürlich möchte Herr Maaßen nicht den Rasen seiner Nachbarn mähen – auch wenn das eine hochanständige Arbeit ist, was man auch mal sagen muss. Herr Maaßen dachte eher an etwas politisches oder eine wirtschaftliche Geschichte. Vielleicht mal ein Straßenfest organisieren oder eine Mahnwache abhalten. Mit den neuen Freunden für eine gute Sache eintreten. Die neuen Freunde, die so zahlreich geworden sind, auch weil man hier und da ein Auge zugedrückt hat. Oder man könnte Spenden sammeln gegen die radikalen Elemente in der Sozialdemokratie. Gegen Brandstifter wie diesen hanseatischen Polit-Hooligan, der sich Finanzminister schimpft, oder gegen Aufrührer und Populisten wie diese stämmige Matrone, die erst gerade wieder Pipi Langstrumpf auf der politischen Bühne zitiert hat.

Es gibt viele Arte der Nachbarschaftshilfe. Man darf darüber aber eigentlich nicht sprechen, weil man als Frührentner und vorzeitig Pensionierten eigentlich gar nichts mehr machen sollte. Wenn ich mir etwas zu Weihnachten wünschen dürfte dann würde ich mir wünschen, dass Herr Maaßen keine Nachbarschaftshilfe machen kann. Das ihn einfach keiner will. Aber das geht nicht natürlich nicht. Der Wunsch. Wegen dem Weihnachtsmann und auch der Selbstgerechtigkeit, meine ich.