Herr Hoffmann steht hinter seiner Theke. Er guckt auf sein Handy. Schon eine ganze Weile schaut er auf sein Handy und auf die Nachricht, die er erhalten hat.

Das Türglöckchen läutet. Ein gut gelaunter Lukas, Stammkunde in Hoffmanns Büdchen, stürmt herein. „Tag, Herr Hoffmann“, ruft Lukas zur Theke rüber. Doch jetzt bemerkt auch der Student, dass Herr Hoffmann traurig ist. „Herr Hoffmann, bist du traurig?“, fragt Lukas. Herr Hoffmann guckt hoch. „Ne, ne“, sagt er leise und greift hinter sich ins Regal zu Lukas Stammzigarettenmarke. „Sag schon, was ist los?“, drängelt Lukas weiter. Er ist jeden Tag im Büdchen. Herr Hoffmann ist Familie.

Der Kiosk Verkäufer winkt mit seinem Handy. „Habe gerade eine unangenehme Nachricht bekommen“, sagt er zerknirscht. Er erzählt Lukas, dass er letztens einem anderen Kiosk Besitzer schriebt, ob man mal zusammen über die Krise nachdenken möchte, zusammenhalten in solchen Zeiten. Die Antwort des Kollegen eine einzige Beleidigung. Er sitzt doch auf seinem Geld, betrügt seine Stammgäste, zieht sogar die Kollegen ab, wirft er Herrn Hoffmann vor.

„Oh, der mag dich aber nicht,“ stellt Lukas nach der Geschichte fest. Herr Hoffmann nickt. „Wenn du antwortest, macht er weiter. Wenn nicht, macht er nicht weiter, hält dich aber für ne Wurst.“ Lukas holt sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzt sich auf den einzigen Hocker, den Herr Hoffmann vor der Theke für seine Kunden bereitstellt. „Und? Was würdest du machen?“, fragt Herr Hoffmann. „Nicht antworten“, rät Lukas. „Wieso schreibst du so einen Typen überhaupt?“, fragt er und nimmt er kräftigen Schluck aus seiner Flasche. Herr Hoffmann überlegt. Er dachte wirklich, dass es eine gute Idee sei. Gerade jetzt, wo durch die Corona Pandemie das Leben und die Geschäfte brach liegen, muss man doch zusammenhalten, dachte er. Der ehemalige Streit? Für ihn Geschichte. Ein blöder Witz. Doch für den Anderen? Schlimmer geht immer. „Seine Wut scheint sogar gewachsen“, sagt er bedrückt zu Lukas.

Das Türglöckchen läutet. Es ist Paket Paul. „Na, die ganze Bande da“, grüßt er. Paket Paul ist auch Familie. „Was guckt ihr denn, wie sieben Tage Regenwetter?“ Lukas weiht Paket Paul ein, erzählt ihm von der Nachricht, den Beleidigungen. Paket Paul überlegt. „Nicht antworten“, rät er. „Wieso?“, fragt Herr Hoffmann. „Weil für solche Menschen Nichtbeachtung das Schlimmste ist“, erklärt Paket Paul. „Mein Reden“, sagt Lukas und stellt sein leeres Bier auf die Theke. „“Tschüß, Herr Hoffmann. Mach gut, Paket Paul“, sagt er und macht sich auf.

Kurze Zeit später hat auch Paket Paul seine Pakete abgeholt und Herr Hoffmann steht alleine hinter seiner Theke. Herr Hoffmann guckt hinter sich auf seine Becks Gold Wanduhr. Es ist 14 Uhr. Herr Hoffmann beginnt, zu antworten. Er will kein Wurst sein, denkt er. Manche Fehler hätte man vermeiden können, denken später seine Stammkunden.