Herr Hoffmann steht hinter seiner Theke. Er liest Zeitung. Ein Herr Nüsslein aus der CSU hat sich an der Corona Pandemie unmoralisch bereichert. Herr Hoffmann möchte gerade ansetzen, los zu schimpfen, da reißt ihn das Türglöckchen aus seinen Gedanken. Ein ältere Herr in Wander Outfit betritt den Kiosk. „Guten Tag“, sagt der Mann und deckt sich an den Hoffmannschen Regalen mit Kaltgetränken, Nüsschen und Schokoriegel ein. Dabei berichtet er, dass er eine Städtetour macht. „Münster, ich habe viel von ihrer schönen Stadt gehört“, sagt er. Herr Hoffmann knurrt kurz. „Die schönen Kirchen, die schöne Kunst. Ihre Fahrradfahrer“, der Wanderer lacht, als ob er einen Witz gemacht hätte. Herr Hoffmann guckt fragend. Er hat den Witz nicht verstanden. Dann quält er sich aber doch noch sowas wie ein Grinsen raus. „Ja, wirklich lustig, diese Fahrradfahrer“, sagt er gequält. „Aber die Menschen sollen hier etwas verschlossen sein, im schönen Münster. Also, das schreiben sie hier“, sagt der Wanderer mit einem Augenzwinkern und zeigt auf seinen Marco Polo Reiseführer (mit Insider Tipps. Fahrradrouten und einem handlichen Stadtplan). „Oder ist es Einfalt?“ Ein letzter Versuch des Touristen. Beleidigungen der Eingeborenen. Herr Hoffmann nickt und lächelt. Er hat den Wanderer verstanden.

Mit einem „Idiot“ verabschiedet sich der Mann. Herr Hoffmann widmet sich wieder seiner Zeitung. Der Herr Nüsslein ist ein Netzwerker, der mit jedem in seinem Wahlkreis gut kann, mit allen ein Pläuschchen hält. Herr Hoffmann kommt wieder der Wanderer in den Sinn. Das war auch so ein Nüsslein, denkt er, und kurz überlegt Herr Hoffmann, ob der Wanderer nicht wirklich das Nüsslein war? Ein abtrünniger CSU Politiker im Münsterschen? Verkleidet als Wanderer auf der Flucht vor der Staatsanwaltschaft München 1? “Ach Blödsinn”, flüstert Herr Hoffmann, wieder ganz realistischer Münsteraner, und liest weiter seine Zeitung.