Herr Hoffmann steht hinter seiner Theke.

Mitleid? Nein, Mitleid hat er mit denen nicht, denkt er und guckt auf das Tohuwabohu in seinem Büdchen. Es ist ein gewöhnlicher Mittwoch Vormittag. Gegenüber in der Schule ist Große Pause und nicht wenige der Schüler*innen möchte gleichzeitig bei Herrn Hoffmann das Taschengeld loswerden.

„Einer nach dem Anderen. Anfassen heißt kaufen. Junge, Pornos erst ab 18“, schreit Herr Hoffmann mit hochroten Kopf. Er hasst Große Pause. Er hasst die Schüler*innen. Überhaupt ist die Schule gegenüber mit seinen Kindern und Jugendlichen sein persönliches Gomorrah, seine kleine Hölle.

„Herr Hoffmann, bist du schwul?“

„Nein.“

„Herr Hoffmann, mein Papa sagt, Kioskbetreiber sind Opfer. Herr Hoffmann bist du nen Opfer?“

„Nein.“

„Herr Hoffmann, hast du auch Pornos?“

„Nein.“

Vor der Theke gackern, kichern, lachen die Schüler*innen.

Bald werden sie ihre Schule beendet haben. Dann wird ein Teil von ihnen, eine Ausbildung machen, ein anderer Teil vielleicht noch studieren, danach wird ein Job gesucht, eine Frau oder ein Mann gefunden, es werden ein bis zwei Kinder gezeugt,geheiratet, geschieden, wieder geheiratet, dann kommt der Krebs oder die ersten Probleme mit dem Herzen. Wer sein Alter nicht wahrhaben will, wird noch einmal versuchen, auszubrechen. Eine junge Freundin oder wer dafür nicht das mehr Aussehen hat, eine Seniorin und dazu vielleicht ein bisschen Koks, damit das Ding überhaupt noch hochgeht.

Und am Ende die Grabrede: „Er war ein guter Zuhörer.“ „Sie war Tier lieb.“ „Er mochte Reisen.“ Und Ende.

„Herr Hoffmann, hast du einen Penis oder bist du Scheidenträger?“ Die Schüler*innen lachen immer noch über ihn.

Und Herr Hoffmann lacht über die Schüler*innen. Er hat kein Mitleid.