Herr Hoffmann steht hinter der Theke. Eine seltsame Frau betritt den Kiosk. „Junger Mann“, krächzt es durch den Raum. Herr Hoffmann muss an Rabenvögel denken. Rabenvögel, die morgens vor seinem Laden die Mülltonnen nach ein Stückchen Brot oder einer kalten Pommes durchwühlen. Die krächzen genauso gruselig, denkt Herr Hoffmann. Jeden Morgen schaudert ihm bei dem Anblick und jetzt schaudert es ihm auch.

„Junger Mann, kennen Sie Ralf Siegel? Wir brauchen Ralf Siegel zurück.“ Herr Hoffmann guckt doof. „Wieso gucken Sie so doof? Verstehen Sie mich überhaupt? Oder nehmen Sie nur einfach Geräusche wahr? Junger Mann?“ Die seltsame Frau setzt ihren Rucksack ab und zieht eine kleine Bluetooth Box heraus. „Junger Mann, wissen Sie was das ist?“ Herr Hoffmann weiß, was das ist. „Lautsprecher“, sagt er dreisilbig. Die Krähe wackelt bestätigend mit ihrem Köpfchen. „Genau. Lautsprecher.“ Sie drückt auf einen Knopf. Schreckliche Musik erschallt. Keine Krähenmusik. Noch schrecklicher. Hoffmann hält sich die Ohren zu. „Machen Sie das aus. Das ist ja widerlich.“ Herr Hoffmann beschwert sich. Die Krähe lacht nur. „Junger Mann, das ist euer Song beim ESC. “ Herr Hoffmann ist kurz davor, auf die Knie zu fallen. „Bitte“, fleht er. Was auch immer sie will, sie muss nur die Musik ausstellen.

Endlich erhört die Krähe Herr Hoffmann. „Gut“, sagt sie zufrieden. „Ist das nicht schrecklich?“ Herr Hoffmann nickt. „Das ist es wirklich.“ „ESC können die Deutschen nicht“, sagt die Krähe. Sie kauft ein paar Kaugummis, steckt sich eines sofort in den Mund. „Wir brauchen Ralf Siegel zurück“, sagt sie, bezahlt, geht.

Herr Hoffmann steht wieder alleine hinter seiner Theke. Er summt vor sich hin. Er hat sowas wie ein Ohrwurm. „Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freiheit…“ macht es in seinem Kopf. Vielleicht hat die Alte doch Recht, denkt er.