Herr Hoffmann steht hinter seiner Theke und sortiert sein Weingummi nach Farben. In einem Interieur – Magazin hat er gelesen, wie wichtig harmonischer Farbkonzepte im Innenraum für das Wohlbefinden sind. Wohlbefinden ist auch Herrn Hoffmann wichtig, aber eigentlich ist Herrn Hoffmann einfach nur langweilig. Glücklicherweise läutet das Türglöckchen und Lukas besucht seinen Stammkiosk. „Hallo, Herr Hoffmann“, grüßt der junge Student. „Guten Morgen, Lukas“, sagt Herr Hoffmann und greift hinter sich zu den Zigaretten. Lukas Marke kann Herr Hoffmann blind greifen. „Herr Hoffmann, wolltest du schon mal eine Frau sein?“, fragt Lukas unvermittelt. „Heute noch nicht“, verneint der Büdchen-Betreiber. „Ich habe gelesen, wenn man dem weiblichen Borstenwurm das Gehirn amputiert, wird es zum Männchen“, erzählt Lukas, guckt in seinem Rucksack nach Kleingeld für die Zigaretten. „Und jetzt überlegst du, ob du mal ein Borstenwurm warst?“, fragt Herr Hoffmann und zählt die Centstücke, die ihm Lukas auf den Münzteller gelegt hat. „Nein.“ Lukas nimmt seine Zigaretten und verlässt ohne weitere Worte den Laden. Herr Hoffmann grinst und sortiert weiter sein Weingummi. Erst später kommen ihm die Würmer wieder in den Sinn. Im Internet liest er, Borstenwürmer gehören zu den Vielborstern und sollen sehr häßlich sein. „Dumm und häßlich. Armer Borstenwurm“, murmelt Herr Hoffmann und muss dabei an einen Jungen denken, der damals mit ihm zur Schule ging. Das war auch so ein Borstenwurm.