Herr Hoffmann steht hinter seiner Theke. Er fühlt sich heute sehr philosophisch. Er liest Platon; das war ein Grieche, der ein Höhlengleichnis geschrieben hat („Das sollte man kennen, wenn man sich auskennt“, sagt Herr Hoffmann). Dort steht, dass wir nur Schatten erkennen, die wahre Erkenntnis dem Menschen verborgen bleibt. Herr Hoffmann weiß genau, was dieser Platon meint.

Das Türglöckchen läutet. Eine junge Frau mit Kind betritt den Kiosk. Herr Hoffmann guckt hoch. Hinter seiner Theke erkennt Herr Hoffmann nur Schattenbilder, Erscheinungen von den Kunden, die wahren Kunden, hier eine Frau und Kind, kann Herr Hoffmann nicht erkennen.

Die Schattenfrau scheint Zigaretten kaufen zu wollen. Das Kind scheint einen Cola Lutscher haben zu wollen. Herr Hoffmann fragt sich, was er erkennen würde, wenn er auf der anderen Seite der Theke stände. Sicher wäre das sehr unheimlich, denkt Herr Hoffmann. Er bedient die Schatten. Sie zahlen, lachen, gehen. Kurze Zeit später steht er wieder alleine im Kiosk. Hat er die Frau und das Kind nur geträumt? Er fragt sich manchmal, ob die Welt vor seiner Theke überhaupt existiert. Herr Hoffmann fühlt sich heute wirklich sehr philosophisch.