Bei meinem dritten Anlauf habe ich es endlich geschafft. Ich stehe in der ehemaligen Eishalle und existiere in der künstlichen Welt von Pierre Huyghe. Dabei ist auch heute die Situation wieder angespannt: Die Warteschlange vor dem Eingang lang, das Wetter stürmisch, die Aufsicht ein harter Hund, der trotz strömenden Regens niemanden Unterschlupf im Eingangsbereich gewährt. „Der Eingang muss frei bleiben. Bitte nicht die Kunst betreten. You destroy the art. You destroy the art“, schreit die Aufsicht und lässt auch die ältere, fußkranke Dame im Regen stehen, die ihn anfleht, sich unter das Regendach stellen zu dürfen. „Nein heißt nein“, seine Antwort auf ihr Flehen. Wie gesagt: Ein harter Hund. Ich denke, Student der sozialen Arbeit oder Primarstufe. Ein Sadist in Stoppersocken.

Egal, ich stehe in der Halle und sehe die Arbeit. Ein weiterer Haken auf meinem
Skulpturen – Stadtplan. Pierre Huyghe erledigt. Nass und glücklich streift mein Blick durch die Halle. Eine Endzeitlandschaft, die Filmkulisse eines Mad Max Streifens, die Welt nach fünf Jahren Donald Trump. Große Erdlöcher wie Bombentrichter, ein riesiger Bienenstock aus Lehm und Erde, meterhohe Ameisenbauten, aufgerissen Betonplatten, die ein Beben vermuten lassen. Dazwischen, in der Mitte der Halle, ein schwarzer Kubus, in dem man sich spiegelt. Ein außerirdisches Objekt? Extraterrestrisches Leben? Ne, später erfahre ich, dass es einfach nur ein Aquarium ist. Im zweiten Moment erinnert mich der Kubus an den Quader, um den die Muslime in Mekka rumzappeln. Gestern war der schwarze Mekka – Quader, die Kaaba, in den Nachrichten, da die Muslime Zuckerfest feierten, ihr Ramadan vorbei war. Einen Monat hat die Religionsgemeinschaft gefastet, nur nachts etwas gefuttert und getrunken. Der Nachrichtensprecher sagt, dass sie jetzt wieder glücklich sind, normal essen zu dürfen. Habe ich nie verstanden, dieses religiöse Fasten. Die Christen haben das auch. Zwischen Karneval und Ostern wird hier Zurückhaltung geübt. Mein Onkel trinkt zum Beispiel in der Zeit keinen Schnaps. Ist immer eine harte Zeit für den altem Suffkopp. Naja, Bier darf er ja noch. Muss man eben schneller trinken.