Eine Januarnacht. Es schneit. Der Schnee bleibt als dünner Flaum auf der Straße, dem Rasen, den Dächern liegen. Wie sehr hat sich das Kind in den letzten Wochen nach Schnee gesehnt? Jetzt schläft es. Morgen wird nichts von dem bisschen Weiß übrig sein.

Der Mann steht am offenen Fenster, raucht. Er hat die Lampen ausgemacht, guckt in die Nacht. Er friert. Seine Tochter ist jetzt fünf. Als sie zwei war, hatten sie mal genug Schnee, um Schlitten zu fahren, aber daran erinnert sich das Kind nicht mehr. Ein Bekannter, heute bekennender Corona Leugner, erzählte, dass alles vor dem dritten Lebensjahr in einem dunklen Babynebel verschwimmt. Da wissen die später nichts mehr von, sagte er auf einem Grillabend vor Corona. Ihr einziges Schneeerlebnis steckt in einem dunklen Babynebel, denkt der Mann am Fenster, raucht, friert.

Früher war mehr Schnee, da ist er sich ziemlich sicher. Er erinnert sich gut an die Schneemänner, Iglus, die Schneeballschlachten und die Schlittenfahrten auf dem Müllberg. Früher war ganz sicher mehr Schnee, flüstert er in die Nacht. Als Antwort weht ein eisiger Wind in sein Zimmer. Er zittert, drückt die Zigarette auf dem Fensterbrett aus, verriegelt das Fenster. Scheiß Klimawandel, sagt er und macht sich Licht und schließt die Augen.