Gegenüber meiner Matratze steht in einem offenen Schuhkarton eine Matrjoschka. Sie steht da, weil ich sie da reingestellt habe. Ich Teufelskerl.

Eine Matrjoschka ist eine kleine Holzpuppe, die man in der Mitte auseinanderziehen kann. In ihrem Bauch ist dann eine weitere genauso bemalte, etwas kleinere Matrjoschka, die in ihrem Bauch wieder eine Matrjoschka hat und in ihrem Bauch wieder eine und so weiter und so weiter.

Meine Holzpuppe ist eigentlich keine richtige Matrjoschka. Die eierförmigen Holzpuppen sind meistens als Frauen bemalt, russisches Mamas, sie stehen für Fruchtbarkeit. Aber meine Matrjoschka ist ein Pirat und die Piraten stehen nicht für Fruchtbarkeit. Natürlich gibt es auch weibliche Piraten und die sind natürlich oft auch fruchtbar, aber als Symbol stehen Piraten eher für etwas anderes als weibliche Fruchtbarkeit.

Meine Tochter spielt auch gerne Piratin – dem Kind ist glücklicherweise Fruchtbarkeit noch egal. Sie spielt auch gerne Heilerin oder Fee. Am Liebsten spielt das Kind heilende Piratenfee, die durch das seichte Wasser von Rosa-Explosion-Land reitet. Sie reitet dann auf Amadeus, das ist ihr Vater, also ich, aber eigentlich das Pferd von Bibi Blocksberg, der freundlichen Hexe.

In der Wikipedia steht, es gibt auch männliche Matrjoschkas. Aber seltener. Ich denke, männliche Matrjoschkas sind sehr kostbar, eben weil sie so selten sind. Fruchtbare, männliche Matrjoschkas, das klingt schon kostenbar, denke ich und überlege wie ich meine Kostbarkeit zu Gold machen kann. Gold ist gegenwärtig richtig kostbar. Gold wollen alle haben, wenn es sonst nicht so gut mit der Wirtschaft läuft. Und momentan läuft es nicht so gut.

Gold geht immer, sagt man oder frau, Frau Castelle zum Beispiel. Frau Castelle ploppt immer in meinem Online Banking auf und möchte mit mir einen Termin vereinbaren. Ich aber nicht mit ihr. Sicher will sie mir nur Gold verkaufen. Aber ich bezweifle, dass sie gegen meine Matrjoschka tauscht, meine männliche wertvolle Piraten – Matrjoschka.