Wenn man durch das Münsterland fährt, trifft man hier und da auf Käffer. Bei Käffern handelt es sich nicht, wie man vielleicht zuerst denken mag, um eine Brutvogel Art, die im Münsterland ihre Löcher in Baumstämme haut, sondern laut Duden um langweilige Ortschaften, kleine Dörfer, farblose Nester. Kaffs oder Käffer, beides ist richtig, heißen im Münsterland zum Beispiel Beelen, Velen, Aalen, Reken, Greven, Vreden oder Borken. Die Kaffs oder Käffer zeichnen sich dadurch aus, dass sie gar nichts auszeichnet.

Das Münsterländer Kaff ist der Mittelpunkt des Durchschnitts. Da ist keine besondere Architektur, die in Büchern Erwähnung findet, kein Menschenschlag, der sich durch einen außergewöhnlichen Dialekt auszeichnet, da gibt es kein Berg, kein Tal, keinen reißenden Fluß oder dichten Wald, der größer, dichter, reißender ist als anderswo. Da ist keine weite Ferne, in die man schaut, keine große Tiefe, die einen schwindeln lässt. Im Münsterland gibt es nur Käffer und durchschnittliche Menschen, die in diesen Käffern wohnen. Kaffbewohner. Sucht man in Deutschland den Durchschnitt, das absolute Mittelmaß, das Gemeine, das Gewöhnliche das Null Acht Fünfzehn, dann findet man es in den Käffern oder Kaffs des Münsterlandes und natürlich in der Hauptstadt aller Käffer, dem Mittelpunkt des Gewöhnlichen, in dem Großkaff Münster. Meiner Heimat. Hier bin ich geboren worden, hier wohne ich, hier arbeite ich, hier werde ich alt und hier wird später stehen: Er war ein Kaffbewohner. Münster. König aller Käffer. Käfferhauptstadt. Und der Münsteraner liebt sein Kaff. Fahrradkaff Münster. Provinzkaff Münster. Man sagt, wenn man es nicht schafft, nach der Schule, aus seinem Kaff herauszukommen, dann kommt man nie weg. Das stimmt. Ich komme hier nicht mehr weg Münster. Kaffhauptstadt. Zu gemütlich, um zu gehen. Münster , du ewig Prokrastrinierende. Du Langweilige, du Lustlose, du Lahme, du Lusche. Du Kaff, du: Ich liebe dich. Sagt das irgendwas über mich aus?