Sonntag, 7 Oktober 2018. Nachmittags treffe ich vor einer Bäckerei Frank. Er steht in einem kleinen Pulk von Menschen und hat einen Aufkleber mit seinem Namen auf dem Pullover geklebt. Er erzählt mir, dass ich es hier mit der Sarah Wagenknecht Geschichte „Aufstehen“ zu tun habe. Ein erstes Treffen in Münster. Als ich wohl zu neugierig gucke, bietet er an, mir die Facebook Seite zu schicken. Darüber tauscht man sich aus und darüber ist auch das erste Treffen zustande gekommen. Gegenüber der Bäckerei im Cafe eines alten Kinos.

Ich kaufe meinen Kuchen und überlege, ob ich mich jetzt auch noch engagieren möchte und schäme mich sogleich für den Gedanken. Sieben Staffeln Suits, eine langweilige amersikanische Rechtsanwaltsserie bekifft den ganzen Tag gucken und keine Zeit haben, online eine Petition zu unterschreiben, dass zum Beipiel der Hambacher Forst bleiben muss. So einer nennt sich links im Geiste, schimpfe ich tief in meinem Kopf. Aber ganz weit im Geiste. Ganz weit in meinem Kopf.

Die meisten alten Straßen – Recken für Menschenrecht, Umwelt und Liebe haben aufgegeben. Ihre Zwei Kinder Familien, ihr kleines Glück erlauben kein politisches Engagement, wenn es nicht wenigstens ein wenig Gold oder Anerkennung dafür gibt. Sogar die Damen und Herren Autoren und Künstler machen keinen Handschlag aus Nächstenliebe oder für Muttererde. Das eigene Krönchen muss wenigstens von allen Seiten geputzt werden. Und eigentlich sollte man nichts für lau machen, sagen sie. Dann kommen morgen alle an und wollen, dass man umsonst spielt, liest oder rumhopelt, sagen sie. Habe ich sicher auch mal gesagt.

Gedankenspiel: Stellen sie sich vor, sie machen es gerne für eine gute Sache umsonst, aber die gute Sache kann auf ihre Hilfe verzichten. Dann weinen Sie auch wieder.

Wer hat sich in meiner Generation überhaupt engagiert. Wir waren die Generation Golf, Praktikum, Internet, die neue Pop Literatur und Ich-Ag. Wie waren uns selber am Wichtigsten. Meine Generation ging nur zur Love Parade auf die Straße. Naja, irgendwie ehrlich.